Mittwoch, 04. Dezember 2024
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Darum ist das Wort so wichtig

Ich bin schwul. Ich liebe mei­nen Mann. Aber er ist nicht mein Ehe­mann. Uns trennt haupt­säch­lich ein Wort: Ehe. Darum ist das Wort so wich­tig. Als ich vor drei Jah­ren auf dem Stan­des­amt in die Vi­tri­ne der „Stamm­bü­cher der Fa­mi­lie“ schau­te, herrsch­te mich eine Be­am­tin vor dem gan­zen Saal an: „Die Bü­cher für Part­ner­schaf­ten ste­hen auf dem Flur. Gehen Sie dahin.“

Na­tür­lich bin ich schon als „Schwuch­tel“ be­schimpft wor­den, damit kann ich leben. Schwul sein, das ist nicht immer wie eine bunte CSD-Parade. Denn ich kann und muss heutzutage zum Beispiel damit leben, dass „Gangster“-Rapper in ihren Songs Schwule mit Hass überziehen. Aber vom Staat und sei­nen Die­nern bloß­ge­stellt zu wer­den, das tut ganz an­ders weh. Das habe ich nicht verdient!

Ich habe ver­dient, dass der Staat ein Zei­chen gegen die Men­schen setzt, die mich wegen mei­ner Liebe an­fein­den, mich ver­ach­ten. Ich habe ver­dient, vor dem Ge­setz gleich zu sein. Das Wort Ehe darf mich nicht mehr von der Mehr­heit der Men­schen tren­nen – es soll­te mich mit ihr einen. Ich will niemandem den Glauben nehmen. Wer glaubt, dass die Ehe nur zwischen Mann und Frau heilig ist, dessen persönliche Meinung akzeptiere ich.

Nur – Gott hat zu Recht nichts mit dem Recht in Deutschland zu tun. Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit, ist aus gutem Grund blind. Sie soll keine Unterschiede zwischen Mann und Frau, Arm und Reich, Schwarz und Weiß „sehen“. Die Gegner der Ehe für alle argumentieren, dass die Ehe zwischen Mann und Frau (aus der Kinder entstehen) einen besonderen Schutz verdient. Schließlich sei das die Keimzelle der Gesellschaft – ihr Motor. Daran ändert sich durch die Ehe für alle nichts. Heterosexuelle Paare sind durch den gesellschaftlichen Wandel schon länger davon befreit Kinder haben „zu müssen“. Durch diese bewusste Entscheidung haben diese Paare die Ehe nicht entwertet. Auch homosexuelle Paare werden das nicht tun, denn auch sie leisten weiter ihren Beitrag zum Allgemeinwohl.

Deshalb sage ich: Wir müssen auch die Gesellschaft schützen, in der Einigkeit und Recht und Freiheit die höchsten Güter sind. Und in diese Gesellschaft müssen homosexuelle Menschen jetzt vollständig aufgenommen werden. Auch meine Liebe verdient Schutz.

Der Autor (Daniel Cremer) hat diesem Artikel geschrieben und wurde am 28.06.2017 in der digitalen Ausgabe der BILD veröffentlicht.