Köln, 03.07.2000
Lesbisch-schwules Signal gegen die Homo-Ehe Regierung und Schwulenverband putschen gegen Vielfalt der Lebensweisen/ whk unterstützt Kölner Erklärung sexualemanzipatorischer Gruppen aus NRW
Auf dem gestrigen Christopher-Street-Day (CSD) in Köln veröffentlichten zahlreiche sexualemanzipatorische Gruppierungen aus der lesbisch-schwulen Szene eine "Kölner Erklärung" (nachzulesen unter www.konsumschwuchtel.de) gegen den Gesetzentwurf zur Homo-Ehe, der am kommenden Freitag erstmals im Bundestag beraten werden soll. Hierzu erklärt Dirk Ruder Bundessprecherin des wissenschaftlich-humanitäre komitees (whk) Rheinland:
Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf putschen Regierung und Lesben- und Schwulenverband (LSVD) gegen die Vielfalt der Lebensweisen. Die überfallartige Bekanntgabe des Papiers durch den grünen Bundestagsabgeordneten und LSVD-Sprecher Volker Beck am 23. Juni hat bei zahlreichen emanzipatorisch arbeitenden Lesben-, Schwulen-, Bi- und Transsexuellengruppen Wut, Empörung und heftigen Widerspruch ausgelöst.
LSVD-Unterhändler Beck hat in den letzten Wochen Öffentlichkeit und Homo-Gruppen systematisch über den Stand seiner Geheimverhandlungen mit Justizministerin Däubler-Gmelin getäuscht. In den letzten Wochen hieß es immer wieder, es läge noch gar kein Entwurf vor. Das nun bekannt gewordene Papier atmet den disziplinierenden Geist der 50er Jahre und ist im europäischen Vergleich mit Abstand die konservativste Regelung. Sie hebt alles auf, wovon sich Homosexuelle seit Jahrzehnten zu emanzipieren versuchen.
Die Behauptung des LSVD, dass 80% aller Homosexuellen heiraten wollten, ist eine schlichte Propagandalüge und im Vergleich zu seriösen skandinavischen Untersuchungen geradezu grotesk. Das geplante Gesetz ist ein homosexueller Sonderparagraph, der mehr Menschen diskriminiert als er gleichstellt. Wir werden ihn mit allen politischen Mitteln verhindern. Die Pläne der Bundesregierung sind ein beispielloser Versuch der Disziplinierung sexueller Minderheiten und die schärfste Provokation einer deutschen Regierung seit Einführung des unsäglichen Schwulenparagraphen §175 im Jahre 1871. Erst im letzten Herbst hat Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin (SPD) lesbisch-schwule Homo-Ehe-GegnerInnen explizit von den Beratungen zur rechtlichen Gleichstellung von Homosexuellen ausgeschlossen. Diese Art von Geheimverhandlungen gegen unseren Willen und über unsere Köpfe hinweg werden wir nicht weiter dulden. Der Heimholung ins Hetero-Reich widersetzen wir uns entschieden.