Dienstag, 19. März 2024
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Internationaler Tag gegen Homophobie

Es gibt die Homo-Ehe,

schwule Bürgermeister und Vorzeige-Homos in jeder Serie. Trotzdem verstecken viele Lesben und Schwule ihre Beziehngen lieber vor der Öffentlichkeit. Das hat Gründe. Die Gesellschaft ist nicht so tolerant, wie sie tut.

Zwischen Außenministerium und Ambulanz - so könnte man in Deutschland 2009 die Situation Homosexueller umreißen. Einerseits scheint die Ablehnung längst überwunden - möglicherweise bekommt das Land im Herbst sogar mit Guido Westerwelle (FDP) einen offen schwulen Vizekanzler und Außenminister. Andererseits gibt es nach wie vor Pöbeleien und körperliche Gewalt gegen Schwule und Lesben. Manche Betroffene müssen sich sogar medizinisch versorgen lassen, gehen jedoch nicht zur Polizei, aus Scham oder weil sie sich nicht in der Opferrolle sehen wollen.

Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin - eine Betonstele, in der durch ein Fenster ein Video mit dem Kuss eines gleichgeschlechtlichen Paares zu sehen ist - ist in seinem knapp einjährigen Bestehen durchschnittlich alle vier Monate attackiert und beschädigt worden. Am heutigen Internationaler Tag gegen Homophobie stellt sich die Frage: Wie viel gibt es hierzulande davon noch - oder wieder?

«Wenn ich meine Freundin auf der Straße küssen will, gucke ich mich immer erst um, ob Leute in der Nähe sind, die eine blöde Bemerkung machen könnten oder sogar mit Gewalt drohen», erzählt eine lesbische Berlinerin. Vorsicht dieser Art ist Heterosexuellen wohl gänzlich unbekannt. Und was die 33-Jährige auf Berlin bezieht, wo kürzlich Hunderte gegen einen mutmaßlich homophoben Eisdielenbesitzer im traditionell schwulen Szene-Kiez Schöneberg demonstrierten, gilt wohl erst recht für andere Orte in Deutschland.

Trotz der von Rot-Grün eingeführten Homo-Ehe, offen homosexuell lebender Stars und Fernsehgrößen, schwuler Bürgermeister von Berlin über Hamburg bis Bodenmais in Bayern, Homo-Medien wie dem TV-Sender Timm oder Vorzeige-Homos in fast jeder Fernsehserie oder Castingshow: Die tolerante mediale Wirklichkeit ist nicht die ganze Realität.