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USA-Starfotograf Herb Ritts starb an Lungenentzündung

 

28.12.2002: Nachruf

USA-Starfotograf Herb Ritts starb an Lungenentzündung

Herb Ritts starb in der UCLA-Uniklinik von Los Angeles an den Komplikationen einer Lungenentzündung. Der Fotograf galt als der Darling der Megastars, seine Bilder gingen um die Welt.

Ritts wurde 1952 in Los Angeles geboren. Er studiert Wirtschaftswissenschaften und arbeitete später als Handelsvertreter für den Familienbetrieb. Auf seinen Reisen beschäftigte er sich viel mit Fotografie, er porträtierte besonders gerne seine Freunde.

Seine Karriere begann mit einem Zufall: während einer Reise machte er Fotos von dem damlas noch unbekannten Richard Gere. Diese ersten Fotos, die Gere wenig später entwicklen liess, begründen Ritts Erfolg.

Seine Karriere ist gekennzeichnet durch ästhetischen Modeaufnahmen und einzigartigen Fotos berühmter Zeitgenossen. In den 90ern zeigte er sein besonders Gespür für Fotos von schwulen Paaren, von Aufnahmen der Massai, einem afrikanischen Volk, und Landschaftsproträts aus Afrika. 1991 erhielt er zwei MTV-Awards für seine Videoclips mit Janet Jackson und Chris Isaak.

Herb Ritts wurde von seinem Lebensgefährten am 23.12. wegen eine Lungenentzündung ins Krankenhaus gebracht, wo er gestern, am 27.12.2002 im Alter von 50 Jahren starb.

Oliver Hoogvliet

Der FC St. Pauli hat einen neuen Präsidenten

"St. Pauli hat einen neuen Präsidenten" - der Titel der Hamburger Morgenpost vom 6. Dezember schrie es geradezu heraus. Das zugehörige Bild: Corny Littmann im Fummel. Was nun die MOPO auch immer mit diesem Titelbild ausdrücken wollte, es zeigt eindeutig, was wohl in vielen (Hetero-)Köpfen vorgeht: ein Schwuler in der 'letzten echten Männerdomäne', dem Fußball. Unglaublich.

Dass das Ganze nicht nur ein netter Werbe-Gag des Vereins ist, der vom Abstieg in die dritte Bundesliga bedroht ist, sondern eine Sache mit Hand und Fuß, das zeigte auch die Analyse der Hamburger Morgenpost: "[..] So überraschend die Lösung auch kam - sie ist ebenso originell wie zweckdienlich. Denn Corny Littmann ist nicht nur langjähriger Anhänger der Braun-Weißen ("Jetzt wird ein Fan zum Präsidenten"), sondern auch jemand, der "in Hamburg sehr angesehen ist" (Aufsichtsratsvorsitzender Jost M|nster) und vor allem über wichtige Kontakte zur regionalen Wirtschaft verfügt. [...]"

Das Hamburger Abendblatt urteilte so: " [...] Dass Littmann, obwohl seit Jahren regelmäßiger Besucher der St.-Pauli-Spiele, ein Greenhorn im Fußball-Geschdft ist, muss nach Meinung von Aufsichtsratschef Münster kein Nachteil sein: "Wichtig ist, dass der Präsident eine Führungspersönlichkeit ist, der wie in Firmen die einzelnen Fachkompetenzen vergibt. Und Littmann ist bekennender St. Paulianer, was für den Verein und den Stadtteil gilt. Er ist Theater- und Kaufmann, sozial engagiert, ein Teamarbeiter. Im Fußball wird er kompetente Berater brauchen." [...] "

So ungewöhnlich wie der Verein, so ungewöhnlich auch sein Präsident: Corny Littmann, Jahrgang 1952, ist der Inhaber des "Schmidt" und des "Schmidt's Tivoli" und ist eine etablierte Persönlichkeit auf St. Pauli. Bundesweit bekannt wurde Corny Littmann durch seine "Schmidt-Mitternachtsshow" mit Lilo Wanders. Er war 1980 als Hamburger Spitzenkandidat der Gr¨nen nominiert und deckte in dieser Zeit in einer spektakulären Aktion die Bespitzelung von Schwulen in öffentlichen Toiletten durch die Hamburger Polizei auf.

Ob und wie Corny Littmann den Verein vom Abstieg und aus der Krise helfen kann, wird sich zeigen. Dass das Potential in ihm steckt, hat er oft genug bewiesen. Wir wünschen ihm viel Erfolg!

Oliver Hoogvliet

Schwule Boyband Marilyn's Boys bald mit erster Single und Videoclip am Start

Hamburg/Nürnberg Es ist noch gar nicht so lange her, da suchte die Hamburger Firma Starsuite Entertainment in Anzeigen und auf CSDs schwule Jungs für ein Casting zur ersten Homo-Boyband Deutschlands (hamburg.gay-web berichtete).

Mit Unterstützung diverser schwuler Unternehmen und edel Records ließen sich schnell genügend vorzeigbare Jungs finden. Die Single "give you the stars" kommt am 6. Januar 2003 in den Handel, wird aber bereits vorher im Radio und in Clubs zu hören sein.

Zuvor war aus 350 Vorschlägen, gesammelt im Internet und in Zuschriften auf Zeitungsanzeigen, Name der Truppe ausgewählt worden: Die Fünf singen und tanzen nun als Marilyn's Boys.

Das Video zur Single, gedreht im Studio und bei zum Teil eisiger Kälte auf einem Schrottplatz bei Nürnberg, zeigt die Jungs umrahmt von einer Menge (künstlicher) Sterne. Starsuite Entertainment beschreibt, was zu erwarten ist:

"Die Jungs führen unterschiedliche Arbeiten aus, die ihre Männlichkeit unterstreichen. Ruan flext, Rico baggert, Andrim ist Fließbandarbeiter, Jeremy schraubt an einer Karosse und Yves taucht mit Schläuchen über der Schulter zwischen Nebelschwaden auf". Läuft mit dem ersten Song alles glatt, dürfen sich die Fünf demnächst vielleicht selber "Sterne" nennen.

Biografie: Marilyn's Boys

"Unsere Idee war, eine Boyband zusammen zu stellen, die sich nicht nur aus offen schwul lebenden Künstlern zusammen setzt, sondern auch herausragende Popsongs im Repertoire hat," sagt Swen Gutknecht, Manager und Produzent der Band Marilyn`s Boys. Bei einem aufwendigen deutschlandweiten Casting bewarben sich im Sommer 2002 rund tausend talentierte junge Männer - fünf wurden schließlich für die Band ausgewählt: Andrim Emini (20) aus Köln, Jeremy Golledge (25) aus Giessen, Rico Hoffmann (22) aus Köln, Ruan Ratnatunga (20) aus Bonn und Yves Steinhauer (25) aus München setzten sich in der Runde der letzten zwölf durch. Wie ambitioniert und professionell das Konzept von Anfang an umgesetzt wurde, zeigt die hochkarätige Besetzung der Jury. Neben Swen Gutknecht saßen in der Auswahlkommission zwei Juroren, die maßgeblich am Erfolg der im TV-Format Popstars zusammengestellten Bands No Angels und Bro`Sis beteiligt waren. Rainer Moslener, A&R bei edel Records, war Jurymitglied bei der ersten Popstars-Staffel und später Produktmanager für die No Angels, Choreograph Salva Grillo coachte u.a. Bro`Sis und Brooklyn Bounce.

"I Give You The Stars" , die Debütsingle der Band, ist gleichermaßen tanzbar wie radiotauglich und setzt die Stimmen der Jungs in Szene. "Jeder einzelne ist unglaublich professionell und ernsthaft bei der Sache," sagt Swen Gutknecht über Marilyn`s Boys. "Beim Videodreh stand ein Flügel in einer Hotel-Lobby, da stürmten sofort alle drauf los und fingen an zu musizieren. Das sind richtige Künstler." Obwohl das Schwulsein für jeden der Marilyn`s Boys ein selbstverständlicher Teil ihres Lebens ist, soll die sexuelle Orientierung nicht als zentrale Eigenschaft der Band in den Mittelpunkt gerückt werden. "Die Stärke der Gruppe ist, dass sie alle absolut leidenschaftliche Musiker sind," sagt Gutknecht. "Sie können sich gut darstellen, lieben es zu performen. Und wir haben wirklich tolles Songmaterial - das zu betonen ist uns sehr viel wichtiger." Bewusst besteht die Band aus fünf unterschiedlichen Typen, die zudem sehr international sind. "Das mit den vielen verschiednen Nationalitäten war nun wirklich ein Glücksfall," sagt Gutknecht. "Das trägt natürlich dazu bei, dass bei Marilyn's Boys jeder seinen ganz persönlichen Favoriten finden kann."

Dank ihres Facettenreichtums, der Liebe zur Musik und vor allem auf Grund ihres starken Willens und ihrer Präsenz, haben die Jungs von Marilyn's Boys eine reelle Chance, sich trotz der derzeit schwierigen Lage auf dem Musikmarkt, in den Charts zu positionieren.

Redaktionelle Bearbeitung: Jibben Großmann

Gefeuert, weil er schwul ist

Gefeuert, weil er schwul ist

Man möchte meinen, das gäbe es schon lange nicht mehr in Hamburg: Diskriminierung, weil ein Mann schwul ist. Weit gefehlt!

Nach Berichten der Hamburger Morgenpost wurde Alexei (23) wurde gefeuert, weil er homosexuell ist: "Du bist eine weibische, jämmerliche Schwuchtel". Monatelang freute sich der gelernte Dolmetscher auf seine Aupair-Stelle in Wandsbek. Dort sollte er einen gehbehinderten Jungen (13) betreuen. Doch es dauerte nur zwei Wochen, da setzte ihn Familie M. auf die Straße. Begründung: Alexei ist schwul.

Auch die zuständige Aupair-Vermittlung in München zeigt sich kompromisslos. Der Kommentar des Geschäftsführers Georgius Tzouridis: "Die Familie hat Angst, weil sie nicht weiß, was Alexei alles mit dem Jungen macht." Auf die Frage, warum er sich als zuständige Vermittlungseinrichtung nicht darum kümmert, für Alexei eine neue Gastfamilie zu finden, meint der Aupair-Geschäftsmann: "Glauben sie denn, dass eine neue Familie ihn nimmt, wenn ich sage, der ist schwul?"

Farid Müller (GAL) zeigte sich bestürzt: "Für eine weltoffene und tolerante Stadt ist dies ein Schlag ins Gesicht. Das ist Diskriminierung der übelsten Art." Alexei hat nun zunächst eine dreimonaige Aufenthaltsgenehmigung. Er ist nun auf der Suche nach einer neuen Aupair-Stelle. Die Hamburger Morgenpost hilft gerne weiter: zwischen 9.30 Uhr und 17.00 Uhr können sich Interessierte melden: 040/88303-342.

Lebensversicherung fordert Aids-Test

05.11.2002: Diskriminierung

Lebensversicherung fordert Aids-Test

Am 3.11.2002 berichtete Focus von einer Praxis bei den Lebensversicherungs-Anbietern R+V und Cosmos: Diese fordern einen aktuellen HIV-Test, wenn sie annehmen, dass ihr Vertragspartner homosexuell ist. Der Test wurde imer dann angefordert, wenn männliche Klienten als Bezugsberechtigte im Todesfall einen Mann eintragen wollten.

Auf diese "Risikoauslese" sei das Unternehmen angewiesen, heißt es in dem Schreiben der R+V Versicherung. Laut Statistik infizierten sich ange"leider immer noch mehr homosexuelle Personen" als heterosexuelle. Damit erhöhe sich "das Todesfallrisiko".

Der Original-Artikel
bei Focus-Online

Erste Gay Boy Group in Hamburg

22. August 2002:

Erste Gay Boy Group in Hamburg

Diese Nachricht schaffte es bis in die Tageszeitungen: "Schwule Sänger braucht das Land" schrieb die MOPO am 24.7.2002 und meinte damit das Casting zur ersten professionellen Gay Boy Group.

Das Casting ging am 17./18. August zu Ende. Um 10 Uhr morgens ging es los. Von Salva Grillo (Choreograph) immer wieder zu Höchstleistungen angetrieben, hielten sich alle erstaunlich gut - die umstehenden Anwesenden schwitzten bereits vom Zusehen. Die nervliche Anspannung hingegen war nicht gering - leichte Verzweiflung grinste ab und zu hinter dem professionellen Dauerlächeln hervor.

Entsprechend groß war die Erleichterung, als endlich das Ergebnis bekannt gegeben wurde. Das Rennen machten Jeremy, Andrim, Thorsten, Dierk und Yves (siehe Bild). Die fünf fielen sich in die Arme - a new star(group) is born. Die Verlierer trugen es mit Fassung. Irgendwie hat es jedem Spaß gemacht. Und sie versuchen es weiter.

Sowohl die Location als auch die Jury konnte sich sehen lassen: in der Betty-Ford-Klinik, der Kiez-Disco auf der Großen Freiheit, entschied sich die Jury, bestehend aus dem Choreographen Salva Grillo, Rainer Moslener ("edel records") und Swen Gutknecht (Produzent und Starsuite-Geschäftsführer), wer von den elf Beaus die schwule Antwort auf No Angels und Bro'Sis werden sollte.

Für die neukreierte Boygroup (ein Namen gibt es für die Jungs noch nicht) steht erst einmal viel Arbeit auf dem Programm: "Es ist schon sehr aufregend, sofort geht's los von einem Termin zum anderen", beschreibt Yves die neue Situation. Die erste Single soll im November auf den Markt kommen, bis dahin ist noch viel zu tun. Am Sonntag folgte noch ein Show-Workout für Lilo Wanders' "Wa(h)re Liebe", zu sehen am 29. August um 23.05 Uhr auf Vox.

Das Musiklabel Starsuite hat indes Großes mit der neuen Boygroup vor. "Der schwule Musikmarkt hat Trendsetter-Wirkung für das gesamte Business", so die Company. "Was in den schwulen Clubs heute gespielt wird, kann man einige Zeit später in den Mainstream-Clubs hören." Die Siegesgewissheit ist so groß, dass man für die Gruppe sogar den gesamten europäischen und nordamerikanischen Markt im Auge hat.

Ob allerdings das Label "Gay" reicht, um sich im Geschäft zu behaupten, wird die Zukunft zeigen. Die Arbeit ist jedenfalls im vollem Gange. Wir dürfen auf alle Fälle gespannt sein!

Jibben Grossmann (Fotos), Oliver Hoogvliet

Bisher 270 eingetragene Lebenspartnerschaften in Hamburg

19. April 2002:

Bisher 270 eingetragene Lebenspartnerschaften in Hamburg

In den ersten sechs Monaten, in denen es die Eingetragene Lebenspartnerschaft nun gibt, haben sich 270 lesbische und schwule Paare das Ja-Wort gegeben. Nach den Informationen der GAL haben 3753 heterosexuelle Paare geheiratet.

Nach Informationen haben seit dem ersten august in Deutschland ca. 3000 homosexuelle Paare den Bund fürs Leben geschlossen. Farid Müller von der GAL freute sich über die vergleichsweise hohen Zahlen an eingetragenen Partnerschaften. Er wertete dies als einen "schönen Erfolg für das Bemühen in Hamburg, Lesben und Schwule in die Mitte der Gesellschaft zu holen."

Der Bundesrat verweigert dagegen weiterhin die Zustimmung zum Lebenspartnerschafts-Ergänzungs-Gesetz, das u.a. das Steuerrecht regelt. Eine endgültige Entscheidung durch das Bundesverfassungsgericht steht noch aus.