Dienstag, 19. März 2024
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Hepatitis A und B - Ergebnisse einer Umfrage

Hepatitis A und B - Ergebnisse einer Umfrage

von Thomas W. Braun

Ende 1994 hat Thomas W. Braun (Hamburg) im Rahmen seiner Diplomarbeit Schwule im norddeutschen Raum darüber befragt, was diese über Hepatitis wissen, und wie sie sich schützen. In die Auswertung kamen 286 Fragebögen. Auf den ersten Blick stimmen die Ergebn isse optimistisch: es lassen sich vermehrt Schwule gegen die Hepatitis A und vor allem Hepatitis B impfen. Die Zahlen im Einzelnen: Es ließen sich gegen den HAV (Hepatitis-A-Virus) 45 Befragte impfen (15,7 %), gegen den HBV (Hepatitis-B-Virus) 100 (35 %). In den Jahren '93 und '94 ist eine gesteigerte Nachfrage bei beiden Impfungen zu verzeichnen: Gegen den HAV ließen sich vorher einige wenige (bis zu drei Befragte pro Jahr) impfen, gegen den HBV im Schnitt ca. vier Befragte. Die Nachfrage stieg in den Jahr en '93 und '94 bei der HAV-Impfung auf zwölf Impfungen (4,2 %) und 17 (5,9 %); bei der HBV-Impfung auf 18 und 17 (6,3 und 5,9 %).

Bei der Unterscheidung zwischen Hepatitis A und B, und beim Wissen über Übertragungswege herrscht allerdings ein Defizit: am deutlichsten wird dieses bei der Frage nach den Körperflüssigkeiten, die für eine Hepatitis-B-Übertragung verantwortlich sind. Gut die Hälfte der Befragten (52,1 %) sind der Ansicht, Stuhlgang könne Hepatitis B übertragen. Dieses ist falsch: Stuhlgang ist verantwortlich für eine Hepatitis-A-Übertragung.

Schwule informieren sich aus den folgenden Quellen: 15,4 % fragen IhreN Ärztin/Arzt, 11,2 % bekommen Informationen von Freunden und Sexualpartnern. Des weiteren informieren sich Schwule über den eher beschwerlichen Weg der Lektüre med. Fachliteratur, die n icht gerade das leichteste Lesefutter ist (9,7 %). AIDS-Hilfen (4,5 % Nachfrage) und schwule Organisationen ( 5,6 %) bilden das Schlußlicht. Im Vergleich: über HIV und AIDS informieren sich Schwule völlig anders. Hier sind ob des guten Angebots AIDS-Hilfen und schwule Beratungen und Organisationen gefragt.

Die AIDS-Hilfen und schwulen Organisationen informieren dermaßen gut, daß 97 % aller Schwulen nach einer DAH-Untersuchung über AIDS und Safer Sex informiert sind. Beide Organisationen versagen allerdings als Informationsquellen zu Hepatitis, und werden kau m nachgefragt. Sonstige Alternativen bieten sich ebenfalls nicht an. Hier werden Möglichkeiten für die Impfung gegen Hepatitis A und B, und somit zu einer breiten Prävention verschenkt. Somit gibt es keinen Grund zum Optimismus ob der gestiegenen Nachfrage zur Impfung. Würden mehr Schwule über Hepatitis informiert werden, könnte die Quote der Geimpften sicherlich höher sein, und Infektionsketten somit besser unterbrochen werden.

Problematisch ist, daß Schwule Informationen eher zufällig über eine Mundpropaganda im sozialen Umfeld erhalten, oder wenn einE ÄrztIn diese in der Praxis auf das Thema stößt. Eine gezielte Infor­mation statt zufälliger Konfrontation findet selten statt. A llerdings ist die Zunahme bei der Impfung wohl durch eine sich langsam steigernde Informationspolitik für Schwule zu erklären: in Hamburg oder Berlin wurde zunehmend, wenngleich im bescheidenen Rahmen, durch Flyer informiert. Obig genannte DAH-Untersuchung von Michael Bochow im Jahre 1993 kommt zu Ergebnissen, die mit der Diplomarbeit vergleichbar sind: in West-Berlin sind 26% der Schwulen ge­impft, in der Lederszene sogar 36 %.

Diese ersten Ansätze einer Prävention beweisen den Erfolg. Eine erfolgreiche und breite Hepatitisprävention, welche die Impfung favorisiert, ist immer noch im schwerfälligen Aufbau. Nur dieser Weg - von der AIDS-Prävention vorgezeichnet - würde zu einem Erfolg führen: einer Abnahme von Neuinfektionen bei Schwulen.